Nur schwer kann man sich heute vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten die Gründung und Ausstattung eines Tennisclubs im Jahre 1923 verbunden waren. Tennis wurde damals überwiegend in mittleren und größeren Städten gespielt, meist in exklusiven Kreisen.
In Bergheim, 1923 etwa nur 3.000 Einwohner, gründeten einige tennisbegeisterte Bürger den „Klub für Tennissport“, der am 31. Dezember 1926 umbenannt wurde und den noch heute geführten Namen „Bergheimer Tennisclub Grün-Weiss e.V.“ erhielt.
Als „Urvater“ des Clubs, von dem also die Initiative zur Gründung ausging, wird in einem handschriftlichen Vermerk aus der damaligen Zeit Heinz Kuhls, Obersteuersekretär zu Bergheim, angesehen. Er war auch Mitglied des ersten Vorstands.
Nach schwierigen Verhandlungen und Vorarbeiten mit den damaligen Stadtvätern wurde dem Club ein Gelände hinter dem im zweiten Weltkrieg zerstörten Jugendheim an der Schützenstraße verpachtet, also dort wo sich heute die Polizeistation (früher Amtsgericht) befindet.
Balljungen erhielten zunächst 0,05 RM/Std.; das Entgelt wurde dann aber 1925 wegen der „grenzenlosen Inflation" auf 0,1O RM/Std. an gehoben. Während in den Jahren 1923 bis 1925 ausschließlich
Freundschaftsturniere gegen befreundete Clubs aus Fortuna, Düren und Köln ausgetragen wurden, nahm man nach dem Beitritt zum Tennis-Turnier-Verband 1905 e. V. Köln in einer Turniergemeinschaft
mit den befreundeten Tennisspielern aus Fortuna sehr erfolgreich an den Verbandswettspielen teil. Von elf Turnieren konnten acht gewonnen werden, wie der damalige Spielwart berichtete. Unter
anderem auch vor
großer Zuschauerkulisse mit 5:4 gegen Stadion Rot-Weiß Köln. In dieser Zeit spielte die noch vielen bekannte mehrfache Clubmeisterin Dr. Franka Knoop gegen Cilly Aussem von Rot-Weiß Köln, der
später mehrfachen deutschen Meisterin und Wimbledon-Siegerin.
Ab 1926 wurde auch schon gezielt trainiert. Den Spieler/innen standen so renommierte Kölner Trainer wie Wild und Osterspey gegen ein Honorar von 2,50 RM je halbe Stunde zur Verfügung. Eine
Unterkunft mit Wasch- oder Duschmöglichkeiten war zunächst nicht vorhanden, von einem Clubhaus ganz zu schweigen. Gastspieler, so steht es in einem Protokoll, konnten sich in einer Privatwohnung
„etwas waschen ". Dies änderte sich 1930. Nach einem umfangreichen Schriftwechsel stellte der Bürgermeister gegen Zahlung von 50 RM Jahresmiete dem Club im Jugendheim einen Raum mit zwei Tischen,
20 Stühlen und „fünf Kleiderhaken" , so ist es tatsächlich in einem Schreiben vom 22. April 1930 vermerkt, zur Verfügung. Ende 1933 kam dann für unseren Club völlig unerwartet das plötzliche Aus.
Die Platzanlage wurde für ein Lager des Reichsarbeitsdienstes entschädigungslos eingezogen. Alle Eingaben, ob an den Bürgermeister, den Reichssportführer oder die Reichsgeschäftsstelle der
Deutschen Sporthilfe in Berlin, waren erfolglos. Tennis hatte in Bergheim aufgehört zu existieren. Erst 1954 sollte in Bergheim wieder Tennis gespielt werden.
Eine Handvoll ehemaliger Clubmitglieder und Neubürger faßten 1953 den Entschluß, den alten Club neu zu konstituieren. Dr. Friedhoff (+), Heinz Kuhls (+), Dr. Müller-Berg (+), Dr. K.-H. Holstege
(+), Dr. Heinz Ruland (+) und Günther Stender (+) leisteten hierzu die Vorarbeiten. Bei der Wiedergründungsversammlung am 4. Mai 1954 traten gleich 90 Mitglieder dem Verein bei und wählten den
neuen Vorstand.
Nach umfangreichen Verhandlungen mit Stadt, Kreis Bergheim und dem Landessportbund konnte bereits am 28. August 1954 die neue Anlage an der Kennedystraße mit drei Plätzen eröffnet
werden. Wegen des starken Mitgliederzuwachses wurde bereits ein Jahr später ein weiterer Platz angelegt; Duschen konnte man nur in einem Nebenraum von „Dellings Häuschen", dem ehemaligen
Sportlerheim des Fußballklubs, welches wegen der noch herrschenden Wohnungsnot der Familie Oelling zu Wohnzwecken diente. Im Tennisclub herrschte Aufbruchstimmung. mehrere Turniermannschaften
nahmen an den Medenspielen teil. Stadt- und Kreismeisterschaften wurden ausgetragen. Der Wunsch nach einem Clubhaus wuchs. Das Beitragsaufkommen war jedoch durch die Abtragung von Krediten für
die Erstellung von vier Plätzen gebunden; Rücklagen waren keine vorhanden. Doch mit nur 10 DM jährlicher Umlage je Mitglied und einer Portion Optimismus wurde 1962 der Bau begonnen und am 1.
Juni 1963 den Mitgliedern durch den ersten Vorsitzenden Dr.Günther Baumhoff übergeben. Die Mitgliederzahl lag in diesen Jahren konstant bei 170 bis 180.
(Auszug aus der Festschrift von 1998)